Die Bürgermeister Klaus Luger (Linz, SPÖ) und Andreas Rabl (Wels, FPÖ) forderten jüngst eine Industriemilliarde vom Bund.
Diese Forderung ist sicher dem Landtags- und Gemeinderatswahlkampf geschuldet, sie ist aber mehr als nur berechtigt.
Die Region Linz-Wels erwirtschaftet knapp die Hälft der oberösterreichischen Bruttowertschöpfung (Gesamtwert erzeugter Waren und Dienstleistungen, vermindert um den Wert der Vorleistungen im Produktionsprozess) und muss für die Zukunft gerüstet sein bzw. werden:
Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur (sowohl in den Verkehr als auch in die digitale Infrastruktur), insbesondre Fördermaßnahmen für neue innovative und klimaneutrale Technologien wie das 1-2-3 Klimaticket für den öffentlichen Verkehr,
Versorgung der Region mit leistungsstarken Glasfasernetzen,
Umweltschutz im Bereich der Kläranlagen,
neue technische/digitale Universität Wels
Verwaltungsreform durch Verwaltungskooperation
…
Da das Pro-Kopf-Einkommen in der Region Linz-Wels auch überdurchschnittlich hoch ist, hier überdurchschnittlich viel Steuern bezahlt und Arbeitsplätze gesichert werden, wäre die Förderung durch den Bund sehr sinnvoll und die Diskussion darüber zukunftsträchtiger als die Diskussion über den richtigen Aufstellungsort für die Venus von Wels.
„Politik als Beruf“ – ein Klassiker der Politikwissenschaft – wurde als Vortrag von Max Weber vor mehr als 100 Jahren (28. Jänner 1919) in München gehalten und ist zeitloser und gültiger denn je.
In Österreich geht es ja ganz ordentlich zu.
Die Arbeitsministerin musste wegen plagiierter Arbeiten zurück treten, der Finanzminister wird von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft als Beschuldigter geführt, die Wirtschaftsministerin muss das Projekt „Kaufhaus Österreich“ verantworten, der Innenminister steht unter Druck weil seine Staatsschützer den Terroranschlag in Wien trotz verdichteter Hinweise nicht vereiteln konnten, die Verordnungen aus dem Gesundheitsminister halten oft der Überprüfung durch Höchstgerichte nicht Stand, Landes- und Kommunalpolitiker, auch Magistratsdirektoren, drängen sich bei den Impfungen vor, während viele über 90-Jährige noch nicht einmal ihren Impftermin wissen, der Unmut darüber wird in teilweise verbotenen Demonstrationen bis zur Gewalt gegen Polizisten aufgeschaukelt …..
Sie, geneigte Leser und Leserinnen, könnten diese Liste noch um viele Punkte erweitern.
Uns allen ist der Unmut über politisches Versagen und gleichzeitig der eigenen Hilflosigkeit diesen Umständen gegenüber anzumerken.
Die Covid-bedingten Einschränkungen nagen zudem an unserer Psyche und verstärkt unsere Fassungslosigkeit.
Ich will diese Unzufriedenheit nicht noch weiter verstärken, in unsere Diskussion sogar ein Argument einbringen, um dem offensichtlichen Versagen der Verantwortlichen in vielen Fällen doch ein gewisses Verständnis gegenüber zu haben.
Die Jesuiten – sehr versierte Denker – bereiten sich auf Diskussionen auch dadurch vor, dass sie sich in die Rolle des Gegenüber versetzen, also quasi „die Schuhe des anderen anziehen“ um die Welt mit dessen Augen zu sehen und die Rolle die er oder sie zu spielen, zu leben, zu verantworten hat, besser zu verstehen.
Ich mache das auch und überlege mir gelegentlich, was hätte ich als Gesundheitsminister, als Innenminister, als Wirtschaftsministerin in genau dieser Situation, mit dem Wissensstand von damals und in dieser Verantwortung getan?
Hätte ich es besser gemacht?
Natürlich!
Wirklich?
Kritisieren ist leichter als tun.
Ich will damit die Kritik an unseren Politikern nicht abtun, in vielen Fällen ist sie so notwendig wie richtig.
Aber bevor wir an den Stammtischen oder – Corona-bedingt fallen diese ja leider bis auf weiteres aus – in den sozialen Medien so richtig loslegen, gönnen wir uns zuvor die Zeit und ziehen wir uns die Schuhe jener an, die wir kritisieren wollen – hätten wir es wirklich um so viel besser gekonnt oder gemacht?
Ihre Meinung dazu, Rückfragen zum Thema, weitere Informationen und Anmeldungen – auch zu interessanten Lehrgängen und Regelstudien – bitte an: vis@viennastudies.com
Der großartige Erfolg für Oberösterreich Standort einer neuen Technischen Universität mit Schwerpunkt Digitalisierung zu werden hat naturgemäß die genauere Standortfrage ausgelöst.
Neben dem – auch von der Landespolitik – favorisierten Standort Linz – begründet auch mit der Nähe zur Johannes Kepler Universität – haben sich auch andere Städte ins Spiel gebracht.
Auch Wels.
Wels ist Standort der FH Oberösterreich und hat den damaligen Wettbewerb darum mit einem guten Konzept gewonnen.
Warum soll Wels daher nicht auch Standort der neuen Technischen Universität werden?
Oberösterreichs Landespolitiker fordern zu Recht Föderalismus für den Bundesstaat Österreich ein und da hört man dann, dass bei der Ansiedelung von Bundesbehörden sehr drastisch aufgezeigt wird: „In Österreich sind nur drei dieser Stellen außerhalb von Wien angesiedelt, in Deutschland hingegen sind 80 Bundeszentralen gleich auf 24 Städte verteilt und in der Schweiz findet man 45 Bundesbehörden in elf verschiedenen Städten.“
Leider hört die Diskussion über Föderalismus dann auch schon auf und übersieht dann ganz leicht, dass Oberösterreich nicht nur aus der Landeshauptstadt Linz besteht.
Gerade die Nähe zur FH Oberösterreich und das industrielle und technische Umfeld prädestinieren Wels.
Die nötige und sinnvolle Zusammenarbeit der neuen TU mit der Universität Linz würde darunter sich nicht leiden.
Den oberösterreichischen Lehramtsstudierenden wird zugemutet Teile ihres Studiums an der Universität Salzburg (!) zu absolvieren, warum sollte daher die neue TU am Standort Wels nicht mit der JKU kooperieren können?
Und wenn wir schon den Vergleich mit Wien suchen, der räumliche Abstand TU Wels und JKU wäre auch nicht größer als der einzelner Institute der Uni Wien, die in der ganzen Stadt verstreut angesiedelt sind.
Wichtig ist beim Wettbewerb der Standorte nun auch noch, dass nicht jeder Welser Kommunalpolitiker in Aussicht genommene Welser Standort in Medien kritisiert, sondern dass verantwortungsbewusst an einem geeigneten Konzept gearbeitet wird – denn das hat schon einmal geklappt – siehe Ansiedelung der FH OÖ in Wels.
Nur zu einem Thema kann sich der gemeine Welser kompetenter äußern als zum Thema „Fußball“, nämlich zum Thema „Verkehr“.
Also gemeint die innerstädtische
Verkehrsplanung.
Da diese ja in der Regel von inkompetenten
Politikern und Beamten gemacht und verantwortet wird, welchen der Hausverstand
fehlt, bedarf es ganz sicherlich so mancher Stammtischrunden um die Fehler der
Verkehrsplaner der Vergangenheit und die Anforderungen moderner Mobilität in
der Zukunft zu erörtern.
Ohne Ironie ist damit ein wichtiges Thema auch für die Stadt Wels
angesprochen.
Die Stadt wächst und verdichtet sich, die
Zahl der Bewohner – natürlich auch der Fahrzeuge – steigt. Arbeit, Wohnen und
Freizeitaktivitäten wollen verbunden werden und den Klimawandel gibt es auch
noch:
Der Klimavertrag von Paris bedeutet, dass
der Verkehr bis zum Jahr 2050 erdölfrei werden muss. Städte – auch Wels –
nehmen dabei eine wichtige Vorreiterrolle (Öffentlicher Verkehr, Elektromobilität,
Carsharing, ….) ein.
Die Voraussetzungen für eine
klimaverträgliche Mobilität und einen CO2-freien Gütertransport sind in
Städten wohl besser als in ländlichen Regionen. Die Herausforderungen für
die Stadtplaner sind gewaltig.
Neue Formen des Wohnen- und Arbeitens, der
Ausgestaltung öffentlicher Räume, der Attraktivierung der Öffis, der Kombination von intelligenter Verkehrssteuerung mit
zusätzlichen Carsharing-Angeboten …
Moderne Verkehrsplanung
bedeutet nicht, einzelne technische oder gesellschaftliche Entwicklungen zu
untersuchen, sondern ein Bild zu entwerfen, wie die Mobilität in Zukunft
aussieht, wenn alle diese genannten Effekte zusammenwirken.
Meine in Linz und Wien
lebenden Kinder verzichten schon freiwillig auf ein eigenes Auto weil gerade in
Wien das Angebot an Öffis ausreichend scheint.
Daher eine Frage zum Schluss: Wenn an Stelle von 1,1 Personen im Schnitt – so wie heute – je Auto gezählt werden sondern künftig 1,3 oder gar 1,5 Personen ein Auto nutzen würden – um wie viel Prozent würde der Individualverkehr zurückgehen – und würde sich das denn nicht lohnen?
Für Schülerinnen und Schüler, Studentinnen und Studenten, Praktiker .. für hoffentlich viele Menschen interessant, das ASASBWL-Begriffs-Wiki in welchem ASAS gängige Begriffe aus der Betriebswirtschaft mittels kurzer Filme erklärt.